Thomas Baumgärtel

Beethoven, die Demokratie und die Banane

Beethoven, die Demokratie und die Banane

Sehr geehrte Damen und Herren,

sehr geehrte Besucher der Namen-Jesu-Kirche, liebe Kunstfreunde,

herzlich willkommen zu unserer Ausstellung „Beethoven, die Demokratie und die Banane“ mit Arbeiten von Thomas Baumgärtel, dem wohl bekanntesten Graffiti-Künstler Deutschlands. Diese Ausstellung findet im Rahmen des Bonner Beethovenfestes statt, an dem ja auch die Namen-Jesu-Kirche mit vielen Veranstaltungen beteiligt ist.

Das diesjährige Bonner Beethovenfest, das am 05.09. beginnt, feiert das 200-jährige Jubiläum der Neunten Symphonie Ludwig van Beethovens, welche mittlerweile zum Weltkulturerbe gehört und deren „Ode an die Freude“ zur Hymne der Europäischen Union geworden ist, die auf Demokratie und Freiheit aufgebaut ist. Das Festival 2024 steht unter dem Motto »Miteinander« und setzt sich künstlerisch mit Demokratie und Teilhabe auseinander. Es endet am Tag der Deutschen Einheit mit einem offenen Musikfest der Demokratie – im Bonner Regierungsviertel, der Geburtsstätte bundesdeutscher Demokratie.

Selten wird das »Miteinander« so wirkungsvoll beschworen wie in diesem Hauptwerk Beethovens. In der universellen Sprache der Musik bringt sie die europäischen Werte Freiheit, Frieden und Solidarität zum Ausdruck. Mit seiner „Ode an die Freude“ aus dem vierten Satz der Symphonie brachte Friedrich Schiller seine idealistische Vision zum Ausdruck, dass alle Menschen zu Brüdern werden – eine Vision, die Beethoven teilte, und die ja zutiefst einem wesentlichen christlichen Denken entspricht.

Unvergessen ist Leonard Bernsteins Aufführung der Neunten Sinfonie an Weihnachten 1989 in Berlin. Den Finalsatz hatte Bernstein damals mit „Ode an die Freiheit“ umgetextet.

Leider müssen wir uns gemeinsam mit Daniel Hope, dem Präsidenten des Beethoven-Hauses fragen, was „im Lichte aktueller Entwicklungen von Menschenliebe und Brüderlichkeit in einer Gegenwart bleibt, die immer unübersichtlicher und dystopischer anmutet“.

Außerdem müssen wir feststellen, dass mittlerweile auch in der EU die Freiheit und die Demokratie von innen und außen immer mehr bedroht sind.

Unter diesen Aspekten ist Thomas Baumgärtel geradezu prädestiniert, hier Stellung zu beziehen. Thomas Baumgärtel, unter dem Pseudonym „Bananensprayer“ bestens bekannt, ist ein Künstler, der sich einer konkreten Einordnung entzieht. Seine Werke sind bunt, oft fröhlich, aber auch immer wieder kritisch und oft politisch. Am besten kann man seine Arbeiten vielleicht unter den Begriffen „Graffiti“, „Street Art“ oder auch „Urban Pop Art“ einordnen. Sind doch die Grenzen zwischen Malerei, Graffiti, Performance und Action-Painting in seinem Werk fließend.

Sein Markenzeichen, die Banane, verwendet er in den unterschiedlichsten Bedeutungen: Als Excellenz-Banane, mit der er die unterschiedlichsten Orte der Kunst auszeichnet. Diese Auszeichnung adelt mittlerweile Museen und Galerien weit über Deutschlands Grenzen hinaus. Aber natürlich auch als Anregung zur Diskussion: „Nichts ist eindeutig, logisch, gerade – alles ist Banane“ ist ein wunderbares Zitat von ihm. Und natürlich im volkstümlichen, abwertenden Sinn von: Der/die/das ist doch eh Banane!

In diesem Sinne steht es der Betrachterin und dem Betrachter frei, in welcher Bedeutung sie oder er die Banane deutet. Wie vielschichtig eine Interpretation dieser Bilder sein kann, können Sie sehr leicht im Begleittext zu dem Bild „Banane am Kreuz“ nachlesen. Eindeutig oder gar plakativ und leicht zu deuten sind diese Werke nur auf den ersten Blick.

Denn mit diesem Symbol, eben „mit der Banane kämpft Thomas Baumgärtel, der bekannteste Sprayer Deutschlands, nun seit 30 Jahren für die Freiheit der Kunst und für die Glaubensfreiheit“ Dabei hat er es weit gebracht. Sein Arbeiten befinden sich im Besitz vieler öffentlicher und privater Sammlungen, wie z.B. der Kunstsammlung NRW und des Leopold-Hoesch-Museums, Düren.

Dass die Stiftung der Namen-Jesu-Kirche Thomas Baumgärtel und der Galerie Geißler Bentler ihre Räumlichkeiten zum wiederholten Mal zur Verfügung stellt, finden wir absolut bemerkenswert und bedanken uns an dieser Stelle sehr herzlich bei Herrn Oliver Heister und Herrn Dieter Klein vom Vorstand der Stiftung. Ebenso bedanken wir uns bei Herrn Bischof Dr. Matthias Ring und dem Rektor der Kirche Hans-Jürgen Pöschl. Insbesondere deshalb, weil durchaus religions- und kirchenkritische Werke zur Ausstellung kommen. Aber das bestätigt uns immer wieder, dass die Altkatholische Kirche ein Ort der Freiheit des Denkens ist, an dem man sich als Christ und als Mensch wunderbar aufgehoben fühlt.

Unsere Ausstellung „Beethoven, die Demokratie und die Banane“ mit Arbeiten von Thomas Baumgärtel, zu der ja auch die Veröffentlichung der Spray-Grafik „Beethovenbanane / alle Menschen werden Brüder“ gehört, soll zeigen, dass Kultur wirkmächtig ist, dass sie hilft, die Augen zu öffnen und zu sehen, was kommt, wenn Demokratie und Freiheit eingeschränkt werden oder gar verschwinden. Sie soll zeigen, dass Musik und Kunst helfen, die Einheit und Freiheit einer Nation, ja sogar vieler Nationen zu festigen und zu bewahren.

Gerne laden wir Sie auch zu einem Besuch der Galerie Geißler Bentler in der Friedrichstraße 55 ein, keine 300 Meter von hier entfernt. Denn dort findet die Ausstellung ihre Fortsetzung mit vielen anderen interessanten Arbeiten von Thomas Baumgärtel.